Autos

Kaum ein Klischee ist wohl abgedroschener als das vom Mann als Autonarr, aber ich kann mir nicht helfen, ich bin auch einer... Nach schönen Autos drehe ich mich um, bleibe auf der Straße schon mal einen Moment stehen oder mache sogar ein Foto. Auf einer Auto-Ausstellung war ich auch schon mal und wenn ein Bekannter einen neuen Wagen hat, darf er mir stundenlang davon erzählen, wenn er will. Man bemerke die maskuline Formulierung. Oder hat jemand schon mal eine Frau stundenlang über Autos reden hören? Aber das ist natürlich auch nur ein Klischee... mit vielleicht einem klitzekleinen Bisschen Wahrheit darin.

Teil 1: Autos die ich mal hatte

Opel Kadett E 1,3; Bj. 85; 60 PS

Über diesen Wagen kann ich eigentlich gar nicht so viel Gutes berichten. Mag 1985 ein schickes und modernes Auto gewesen sein, aber als ich ihn 1995 kaufte bzw. er mir gekauft wurde, da war er schon ziemlich in die Jahre gekommen. Mit Vergaser-Motor und Choke! Mit Alu-Felgen zwar, aber vor lauter Streusalz-Schäden kaum noch zu erkennen. Keine Extras, weder Schiebedach noch Lautsprecher hinten oder sonst ein Schmankerl. Pech mit der Technik hatte ich auch, und nicht nur einmal.

Und trotzdem war ich a) stolz wie Oscar und bin b) meinem Dad bis heute dankbar dafür, dass er es möglich gemacht hat. Hey, dies war mein erstes eigenes Auto! Freiheit, Abenteuer, erwachsen sein. Er fuhr, sogar recht schnell, Tacho über 180, und er verbrauchte nur etwa 8 Liter Normalbenzin im Schnitt, der naturgemäß unter 180 lag. Immerhin 35.000 Kilometer und knapp zwei Jahre waren der blaue Kadett und ich zusammen, und am Ende muss man trotz vieler Reparaturen (Zylinderkopfdichtung, Kupplung, Auspuff, ...), trotz Pannen und Unfällen (von beiden gab es mehrere) sagen: Okay! Dieser Wagen hat meinen Wehrdienst überstanden und ich meinen Wehrdienst nicht zuletzt dank dieses Wagens, der mich an die Nordsee bringen konnte und mir ein gelegentliches Heimschläferdasein ermöglichte, der mich mobil und ein Stück weit unabhängig machte in einer Phase meines Lebens, in der es kaum etwas Wichtigeres gab als eben genau das.

Opel Kadett E 1,6i CS; Bj. 89; 75 PS

Nur auf den ersten Blick das gleiche Auto... Nachdem der Blaue sich dann im Winter 96/97 doch zunehmend zur Belastung entwickelte, vereinbarte ich einen erneuten Deal mit meinem Dad. Der "Neue" war äußerlich ein naher Verwandter, die Karosserie des Kadett E fand ich schließlich nach wie vor gut (und finde sie selbst heute noch akzeptabel). Aber dieser war modellgepflegt, hatte Schiebedach, ABS, Sportsitze, trotz acht Jahren Alter erst 47.000 auf der Uhr, ein paar PS mehr und dabei auch eine moderne Maschine, d.h. mit Startautomatik und Einspritzung. Ganz zu Beginn hatte er noch mehr Ausstattung, allerdings von der eher unerwünschten Sorte... schwarze Folien in den hinteren Fenstern und auf der Heckscheibe, einen Endtopf mit verchromtem Doppelrohr von Remus und auffällig hässliche Radkappen zum Beispiel. Aber das erledigte sich dann nach und nach von selbst. Die Folie riss ich noch am ersten Abend raus. 3 Monate später rammte mich ein Rentner und es erledigten sich bei haarscharfer Vermeidung eines wirtschftlichen Totalschadens (10.000 Mark Werkstattrechnung) unter anderem die Radkappen. Der Endtopf rostete noch vor dem ersten Winter durch und wurde durch Standard ersetzt. Zwischendurch baute ich Lautsprecher in die Hutablage und verkabelte sie ordentlich, und fertig war ein richtig gutes Auto.

Das vorzeitige Ende kam nach 37.000 Kilometern (mit dem respektabel niedrigen Durchschnittsverbrauch von nur 7,4 Litern) am Vatertag 1999, fast genau zwei Jahre nach dem ersten dicken Unfall. Auf dem Rückweg vom Surfen gab's eine fette Karambolage auf der A1 mit einem diesmal mehr als deutlichen Totalschaden. Die Schuldfrage wurde eindeutig zu Lasten des Unfallgegners geklärt, auch wenn es ewig dauerte, dieses offiziell zu tun. Aber so oder so musste ich mich, nicht ohne Bedauern, von diesem Wagen verabschieden.

Opel Vectra A GT 2,0i; Bj. 90; 115 PS

Was folgte, kann man nur als Glücksfall bezeichnen. Wieder von privat fand ich einen Vectra GT, schwarz, gut motorisiert, 5-türig und damit unglaublich praktisch, die Sportsitze wie beim roten Kadett, Zentralverriegelung, Schiebedach, ein absolut großartiges Auto. Er hatte zwar schon 9 Jahre und 97.000 Kilometer auf dem Buckel, war dafür mit gut 6000 Mark eigentlich auch fast ein wenig zu teuer, aber jeden Pfennig wert wie sich herausstellen sollte.

Im Sommer '99 brachte der Vectra mich u.a. zum Surfen und schluckte dabei wenn ich allein unterwegs war mein komplettes Equipment - im Innenraum. 10.000 Kilometer gleich in den ersten drei Monaten. Im Herbst '99 brachte er mich nach England und während meines Auslandssemesters in England herum. 3.000 Kilometer auf der falschen Straßenseite, auch kein Problem. Im Winter zur Jahrtausendwende nach Tirol, inklusive Schneeketteneinsatz und so weiter. Es folgten noch über 75.000 weitere schöne Kilometer quer durch Norddeutschland, bevor der 13 Jahre und 188.000 Kilometer alte Rüsselsheimer nicht mehr wollte. Bis der TÜV uns scheidet, sagt man wohl...

Die Fakten im Überblick: Gut 90.000 Kilometer bei einem Verbrauch von 8,4 Liter Super im Schnitt. Erstklassige Beschleunigung und über 200 Spitze (Tacho). Raumwunder, mit dem u.a. Waschmaschinen und Möbel transportiert wurden. Wertverlust nur etwa 5.500 Mark in fast vier Jahren. Und schick war er auch noch! Was für ein Auto! Einziger kleiner Wehrmutstropfen: Auch dieser Wagen war ein Unfallmagnet. Wieder zwei Blechschäden, wie mit seinem Vorgänger. Aber für alle meine fünf Unfälle (bei denen ich am Steuer saß) gilt: 0% Schuld. Ich hoffe das bleibt so...

Renault 19 Elysee 1,8; Bj. 95; 90 PS

Nach der Rückkehr aus Australien war es wieder Zeit für einen Autokauf. Die Lage war die, dass er (der Wagen) möglichst billig sein musste, weil ich noch kein festes Einkommen vorweisen konnte, um damit z.B. eine Finanzierung zu gestalten. Trotzdem sollte er einen gewissen Standard nicht unterschreiten, denn ich war keine 18 mehr und hatte ja bereits ordentliche Autos gehabt. Dabei auch gute Erfahrungen mit hohen Laufleistungen gemacht - einmal. Nach einigem Überlegen wurde es ein Renault 19, der in der Anschaffung mit 2.300 Euro für ein achtjähriges Auto recht günstig war. 115.000 gelaufen, gute Ausstattung mit Funk-ZV, elektrischem Schiebedach und Fenstern vorne, ABS, optisch prima, Lack makellos, mit Alus und Schwellern in Wagenfarbe - technisch eine Katastrophe. Ich hatte mit diesem Auto manchmal Angst, durch den Elbtunnel zu fahren, weil ich nicht sicher sein konnte, auf der anderen Seite raus zu kommen. Er ging eben manchmal einfach aus. Der Verbrauch war mit 8,9 Litern für dieses Auto auch definitiv zu hoch. Aber der Gipfel waren die Defekte...

Allein in den ersten 17 Monaten musste ich die Bremsen vorne und hinten machen lassen, die komplette Auspuffanlage vom Mitteltopf über den Kat bis zum Endtopf, das ABS war kaputt und der Kupplungszug riss. Ausserdem ging mir nach einiger Zeit das Muster der Polster auf den Keks und zwar tierisch. Deswegen war der Wagen nach 17 Monaten und 15.000 Kilometern auch wieder weg. Und ob ich nochmal ein Auto mit Raute vorne drauf haben werde, das darf zumindest bezweifelt werden, auch wenn die noch zehn weitere Male Formel-1-Weltmeister werden...

Opel Vectra B Caravan 1,6 16V; Bj. 97; 100 PS

Den Neuen, im Dezember 2004 angeschafften Wagen mit seinen Vorgängern zu vergleichen, wäre unfair. Er kostete mit 6.500 Euro satte 2.700 mehr als mein bis dahin teuerster Wagen, der rote Kadett. Es ist der erste Kombi, auch wenn ich eigentlich schon immer einen wollte. Es ist der erste bei einem Händler gekaufte Wagen. Es ist der erste Wagen, bei dem die Baureihe nicht schon in den 80ern auf dem Markt war. Eine neue Welt sozusagen. Diese neue Welt stellt sich so dar, dass in den ersten zwei Jahren nur ein nennenswerter Defekt auftrat (Lenkgetriebe), und der fiel unter die Gebrauchtwagen-Garantie. Der Verbrauch ist mit 8,4 Litern im grünen Bereich und die Karre macht insgesamt richtig Spaß. Für ein Vernunftauto. Doch dazu siehe Teil 2...

Teil 2: Autos die ich gerne hätte

Mercedes SLK

Muss man zu diesem Wagen noch viel schreiben? Ich denke nicht. Eine Automobil-Ikone, von der ich mir, sofern Platz und Finanzen es erlauben, irgendwann ein schönes Exemplar in die Garage stellen werde, um an schönen Tagen damit rumzufahren. Eben kein Vernunftauto...

VW Bus (z.B. Multivan Beach)

Der VW-Bus im Allgemeinen (und der Multivan Beach im Besonderen) übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Komisch, ich bin doch gar kein Hippie-Kind, welches im Bulli aufwuchs. Meine Surf-Leidenschaft, die sich traditionell prima mit einer Leidenschaft für VW-Busse verträgt, ist auch nur ein Teil der Begründung. Hauptsächlich ist es die Freiheit, die ein VW-Bus ausstrahlt, die Möglichkeit, (fast) alles einzupacken was man will, und (fast) überall hinzufahren, wohin man will. Oft verstreicht diese Chance ungenutzt, aber allein schon sie zu haben, gibt einem ein gutes Gefühl. Der Multivan Beach wäre mir dabei der liebste von allen, denn er sieht cool aus und verzichtet ansonsten auf Schnickschnack. Sympathisch.

Audi A6 Avant

Einen schönen Kombi zu erschaffen, galt bis weit in die 80er hinein als quasi unmöglich, der Ruf war dementsprechend: "Handwerkerautos". Dann auf einmal kamen sie in Scharen: Sogenannte Lifestyle-Kombis von BMW, Audi und inzwischen auch jedem anderen Hersteller. Ein gewaltiger Markt von Autofahrern, der unter praktischen Gesichtspunkten Kombis bevorzugt, auf äußere Werte jedoch nicht verzichten will, wurde endlich erschlossen. Heute sind die kleinen und großen Kombis gleichermaßen hübsch anzusehen - warum nicht gleich so...

In meiner (extrem subjektiven) Aufstellung der schönsten Vertreter dieser Gattung, hält den ersten Platz momantan der Audi A6 Avant (seit 2005 gebaut). Alle Achtung, das ist wirklich Autodesign auf höchstem Niveau. Dieser Wagen hat alles: Sportlichkeit, Eleganz, Modernität, klassische Linien... ein ganz großer Wurf.

Saab 9-3

Diese Baureihe hat gleich mehrere Highights: Das Cabrio, sowohl das "alte" (vor 2003) als auch das "neue" (seitdem). Elegant und nicht alltäglich. Eine sehr attraktive Erscheinung. Den Dreitürer (bis 2002). Ein kühner Entwurf zwischen allen Schubladen. Größer als ein Golf, kleiner als ein Benz, praktischer als ein Coupe, sportlicher als Stufenheck. Und dann den "Sportcombi" (seit 2005). Zuerst fand ich es bedauerlich, dass Saab statt drei- und fünftüriger Fließhecklimousine in der neuen Generation des 9-3 nun Stufenheck- und Kombiform anbietet. Damit geht ein Stück Tradition verloren und eine große Portion Individualität. Auf der anderen Seite ist der 9-3 Sportcombi optisch ein wirklich gelungener Wagen, der es verdienen würde, ein ordentliches Stück Marktanteil zu erobern.