AFL Australian Football League

Die Meinungen über Australian Rules Football (auch "Aussie Rules" oder einfach "Footy") gehen weit auseinander. Manche finden das Spiel zu brutal, zu wenig technisch anspruchsvoll. Es gibt Leute, die bemängeln den Showcharakter und fehlende sportliche Ernsthaftigkeit, dass bei allen Entscheidungen der Liga immer die Auswirkung auf die Zuschauerzahlen (also letztlich Geld) im Vordergrund steht. Anderen geht die allmähliche Weiterentwicklung des Spiels unter Beibehaltung vieler Traditionen nicht weit genug...

Das ist alles Quatsch.

Aussie Rules ist ein unglaublicher Sport, spektakulär und schnell. Es geht um das optimale Zusammenspiel einer Mannschaft mit 18 (!) Spielern auf einem riesigen Grasoval (an der breitesten Stelle bis zu 150m und von Tor zu Tor um die 180m) und natürlich kommt es dabei auf rohe Kraft an. Aber auch auf das Zusammenspiel und den Teamgeist und auf die Taktik und auf die Übersicht und Kreativität im Spielaufbau und auf Wendigkeit und Schnelligkeit und auf das Glück und auf den Zufall und auf die Tagesform und auf den Trainingsfleiß und noch so viel mehr... Deswegen ist Aussie Rules ein spannender Mannschaftssport, der es verdienen würde, auf Augenhöhe mit Fußball, Handball, Rugby usw. genannt zu werden, wenn nicht mehr.

Das Spiel teilt seine Wurzeln mit Gaelic Football, stammt also von den britischen Inseln. Dort spielt es traurigerweise kaum eine Rolle, aber umso mehr im australischen Bundesstaat Victoria, insbesondere in Melbourne, dem Epizentrum der Australian Football League AFL. 9 von 16 Mannschaften kommen aus der Metropole, mit dem Melbourne Cricket Ground (MCG) und dem Telstra Dome stehen dort die beiden meistbesuchten Arenen, hier steht die Hall of Fame und hier findet jedes Jahr das Meisterschaftsfinale statt. In dem seit einigen Jahren die Teams von außerhalb dominieren, doch dazu später mehr. Hier erstmal Bilder:

Und nun die Teams der AFL:

Essendon Bombers: Traditionsreich und eines der Top-Teams in der ewigen Tabelle. Essendon steht fast jedes Jahr in den Playoffs und wird garantiert nie unterschätzt. Momentan sind die Bombers aber in einer schwierigen Phase, in der sogar der seit 25 oder so Jahren amtierende Cheftrainer Kevin Sheedy zur Disposition steht. 2007 war wohl sein letztes Jahr...

Collingwood Magpies: Der vielleicht meistgehasste Club - außer von seinen Anhängern, die sehr zahlreich sind. Zu einem großen Teil sind aber genau diese Anhänger der Grund dafür, dass die Magpies einen miesen Ruf haben. Vermutlich verdienen sie einander... Auch ein Grund für die Antipathie könnte jedoch der nicht unerhebliche Erfolg in der Vergangenheit sein - soll ja bekanntlich Neid hervorrufen.

Carlton Blues: Ein Musterbeispiel dafür, wie ein ehemals großer Verein über die Jahre in der Mittelmäßigkeit versinkt. Gibt es ja in vielen Sportarten, das Phänomen, man sehe sich die Boston Celtics in der NBA an oder im Baseball die Pittsburgh Pirates. Vielleicht kommen sie irgendwann wieder...

Melbourne Demons: Ein besonderer Club. Kann (neben dem großartigen Namen) mit einem unglaublichen Rekord aus den 50ern aufwarten: Meistertitel in Folge. Bekommt aber schon fast genauso lange nicht mehr so besonders viel auf die Reihe. Schade, ich mag sie.

St. Kilda Saints: Die "Heiligen" stammen aus einem Stadtteil mit bewegter Vergangenheit, dem Kiez von Melbourne sozusagen. Die Vergangenheit des Vereins hatte ebenfalls Höhen und Tiefen, aber eine große Fangemeinde hält ihm die Treue und hofft auf rosige Zeiten. Der Club von Fraser "G-Train" Gehrig, einem der besten (oder sollte ich sagen gefürchtetsten) Spieler der Gegenwart.

North Melbourne Kangaroos: Die "Roos" sind eine konstante Größe im 16er Feld der AFL. Nie ganz oben, aber auch nie Empfänger des "wooden spoon", welcher der schlechtesten Mannschaft verliehen wird. Bisschen graue Maus.

Western Bulldogs: Den Laden wollte die Ligaführung 2003 am liebsten dichtmachen. Aber die Männer aus dem Westen Melbournes sind Kämpfer, es gibt sie immernoch, und aus dem gröbsten scheinen sie raus zu sein.

Richmond Tigers: Meist eine graue Maus in der Liga, traditionsreich aber ohne Rekorde, zu Überraschungen fähig aber zu unkonstant für ein Spitzenteam. Ist was für Dortmund-Fans, da schwarz-gelb.

Hawthorn Hawks: Noch eine graue Maus, seit vielen Jahren nicht mehr ernsthaft in den Playoffs. Fällt aber immer durch die mutige Farbwahl auf (braun/gelb), auch wenn sportlich mal nichts läuft.

Geelong Wildcats: Ein weiteres Traditionsteam und das einzige, welches nicht aus Melbourne stammt. Geelong liegt eine Stunde südwestlich der Großstadt und ist sehr stolz auf sein Team. Die Wildcats sind unheimlich heimstark und derzeit sehr weit oben in der Tabelle zu finden, wo sie Vielleicht sogar nach 1963 ihre zweite Meisterschaft holen wollen.

Sydney Swans: "Endlich Meister" dürften sich die Freunde der Swans, früher South Melbourne, 2005 gedacht haben, als eine lange Durststrecke ihr Ende fand. Erstmals stellt damit die Rugby-Hochburg New South Wales den Meister in der AFL und verdient war es noch dazu. Heimat von Barry Hall, auch einem der heftigsten Spieler derzeit.

Brisbane Lions: Die Lions sind nach einer Fusion zwischen Fitzroy und Brisbane Bears zu 50% eines der "Expatriate"-Teams, die aus Melbourne "weggeschickt wurden", um den australischen Kontinent zu erobern. Dreifacher Champion 2001 bis 2003, was eine extreme Seltenheit in der AFL ist. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen Brisbane und Footy noch immer keine ganz große Liebe, wie eigentlich leider überall außerhalb von Victoria.

Adelaide Crows: South Australia musste recht lange auf einen Club in der AFL warten, bedenkt man die relative Nähe zu Melbourne und die damit korrelierende Beliebtheit von Footy im Großraum Adelaide. Aber dann kamen sie in den 90ern gleich zu zwei Teams und beide haben bereits eine Meisterschaft vorzuweisen, die Crows 199.

Port Adelaide Power: Meister 2004. "Nur" 2004, wie viele Experten bemängeln, denn das Potential war größer. Teilen sich mit den Crows das AAMI Stadium westlich von Adelaides City.

West Coast Eagles: Der erste, "große" Club aus Perth bekam einiges in die Wiege gelegt und wurde schon kurz nach seiner Gründung Meister (1994). Irgendwie stinkt das. Aber vielleicht muss das so sein wenn die Liga versucht, 1500 Kilometer von Melbourne Fuß zu fassen. Dass es jedoch keine Eintagsfliege war, bewies man 2005/2006 mit einer Finalteilnahme und einer Meisterschaft.

Fremantle Dockers: Das "kleinere" der beiden westaustralischen Teams ist mein persönlicher Favorit. Die Dockers haben zwar noch nie etwas Großes geleistet und gewonnen aber sie sind sympathisch. Und beheimatet an einer der vermutlich schönsten Stellen der Welt, Perth. Außerdem sind die weißen Trikots mit dem blauen Anker cool und in "Freo" gibt es den größten Yachthafen der Südhalbkugel, hab ich gelesen. Teilen sich mit den Eagles das Subiaco Oval.