Major League Baseball

Ein paar hilfreiche Infos vorweg: Die Major Leagues sind die beiden nordamerikanischen (eigentlich amerikanischen, aber ein "kanadisches" Team darf mitmachen, es waren sogar bis vor kurzem zwei) Profiligen American League und National League. Ganz unbescheiden nennt sich die Finalserie "World Series" und der Meister "World Champion". Aber machen wir uns nichts vor: Es kann tatsächlich keinen Zweifel daran geben, dass ein Meister der Major Leagues jedem anderen Team auf der Welt überlegen ist. Es ist etwa so wie im Basketball nur noch extremer - jeder wirklich gute Spieler ist in den Majors außer vielleicht eine Handvoll Kubaner die Schwierigkeiten mit der Aus- oder Einreise haben...

Es gibt 162 Saisonspiele zwischen April und September und dann eine Postseason im Oktober, d.h. es wird während der Saison praktisch jeden Tag gespielt. Da Baseball physisch nicht die härteste Sportart ist, kriegen die Jungs das ganz gut hin. Es gibt beispielsweise einen Rekord für die meisten Spiele in Folge, den hält seit 199 Cal Ripken jr. mit Spielen - er hat also mehr als Jahre jedes Spiel seiner Orioles mitgemacht. Baseball ist auch eine der wenigen ernstzunehmenden Sportarten, in der regelmäßig Leute über 40 Spitzenleistungen erbringen.

Die Teams:

Boston Red Sox: World Series Gewinner 1918, und dann 86 Jahre nicht. Von einem Fluch war die Rede, der im Zusammenhang mit dem Transfer von Babe Ruth 1920 zu den Yankees stand: The curse of the Bambino. Besonders bitter für die Red Sox waren die Jahre '75 und '86, in denen sie im Finale standen und doch aufgrund verschiedener unglücklicher Umstände nicht gewinnen konnten. Ein Strike fehlte 1986, nur ein einziges lumpiges Aus. But it ain't over until the fat lady sings, die Mets (ausgerechnet das andere Team aus NY) siegten.

Auch 2004 sah es nach Trauerflor aus, als die Sox in der ALCS (dem Halbfinale) mit 0-3 hinten lagen, Spiel 3 dabei im eigenen Stadion mit 8-19 verloren (!), und das ausgerechnet gegen die Yankees, den Erzrivalen. Aber in Spiel 4, 3 Outs entfernt von einem weiteren dicken Misserfolg, 3-4 hinten gegen den Erzrivalen, Mariano Rivera für die Bronx Bomber auf dem Hügel, fanden die Männer aus New England irgendwo noch ein wenig Kraft, und in genau diesem Moment war der Fluch mit einem Mal verschwunden. Mueller brachte per Single im 9. Inning den tying run nach Hause, im 12. Inning schickte David Ortiz dann einen über den Zaun und es stand 1-3 in der Serie. Gleich am nächsten Abend wurde es wieder spannend: New York führte vor dem 8. Inning mit 4-2, die Sox hatten seit dem ersten Inning keinen Punkt mehr gemacht - sie fingen aber im richtigen Moment wieder damit an. Ausgleich im 8. durch Solo-HR, Walk, Single, Sac Fly. Dann keine Punkte bis ins 14. Inning, obwohl die Yankees im 13. recht nah dran waren - Knuckleballer Wakefield servierte einige Pitches, mit denen nicht nur die Batter zu kämpfen hatten, sondern auch sein Catcher. Nach knapp sechs Stunden, im 14. Inning, schlägt Ortiz (wer sonst) ein Walkoff-RBI-Single und die Serie geht zurück nach New York. Dort spätestens nimmt das Geschehen magische Züge an, als der am Knöchel verletzte Curt Schilling die Yankees sieben Innings lang in Schach hält und ein 3-Punkte-HR von Bellhorn Boston den Sieg bringt. Die Sox damit das erste Team im Baseball, welches nach 0-3 Rückstand ein Spiel 7 erzwingt. Und dieses Spiel 7 wurde zum Triumphzug für die Sox: 6-0 Führung nach zwei Innings und 10-3 am Ende. Vier Homeruns, davon zwei durch Johnny Damon, waren deutlich mehr, als die Yankees vertragen konnten. Die Sox sweepten in der Folgewoche auch noch die Cardinals und wurden Meister 2004. Kann irgendjemand ein solches Team nicht mögen? Das Wunder als Kinofilm aufbereitet gibt es übrigens auch schon: Fever Pitch, frei nach Nick Hornby.

Cleveland Indians: Im Kinofilm als reine Kaspertruppe dargestellt, zeigten die Indians Ende der 90er, dass sie auch richtig Ballspielen können. Kein Wunder mit Omar Vizquel, Jim Thome, Sandy Alomar und vielen weiteren Klasseleuten in der Lineup. Leider ging die denkwürdige World Series 1997 im siebten Spiel gegen Florida verloren (in Florida, welches aufgrund der damaligen Regelung Heimrecht hatte - nach heutigen Regeln hätten die Indians Spiel 7 ausrichten dürfen) und danach standen die Yankees dem "Tribe" jahrelang im Weg. Also keine Meisterschaft, aber trotzdem eine tolle Ära.

Seattle Mariners: Sympathisches Team aus dem Nordwesten, war mal die Heimat der schon zu aktiven Zeiten legendären Randy Johnson (in seiner optisch vielleicht schlimmsten Phase) und Ken Griffey jr. (der hier die ersten seiner inzwischen ca. 600 Homeruns schlug). Hat aktuell mit Ichiro Suzuki den möglicherweise besten Leadoff-Hitter der Gegenwart. Ichiro hat seit seinem (sehr späten, er musste erst in Japan zum Superstar werden) Debut in den Majors jedes Jahr mehr als 200 Hits, mit 262 inzwischen auch den Rekord für die meisten in einer Saison. Er war von Pitchern abgesehen der erste Japaner, der so richtig den Durchbruch in Amerika schaffte und löste damit einen richtigen Japan- und Asien-Boom in der Liga aus.

Los Angeles Angels: Die Angels sind komisch. Hießen schon California Angels und Anaheim Angels. Spielen auch in Anaheim (da wo Disney ist). Heißen aber jetzt Los Angeles Angels. Wie dem auch sei, sie waren das Überraschungsteam des Jahres 2002. Angeführt von Troy Glaus schafften sie es bis zur Meisterschaft. Ich möchte wirklich gerne wissen, wer darauf vor der Saison getippt hatte. Diejenigen sind seitdem wahrscheinlich Millionäre.

New York Yankees: Den 26fachen Meister kann niemand leiden außer seine Fans, und obwohl das ganz schön viele sind, dürfte es sich damit bei den "Bronx Bombers" um das meistgehasste Team im Baseball handeln. Irgendwie spielt dann aber doch so ziemlich jeder Spieler von Bedeutung im Laufe seiner Karriere für die Pinstripes-Träger: Roger Clemens (als ehemaliger Red Sox-Held eine Gratwanderung am Rande des guten Geschmacks), Randy Johnson, Gary Sheffield, Paul O'Neill, Wade Boggs, Jason Giambi, Johnny Damon, um nur einige Beispiele der letzten Jahre zu nennen. Die Yankees zahlen verdammt gut und die Herren wollen eben auch gerne um die Meisterschaft mitspielen... ein bisschen wie Bayern.

Chicago White Sox: Von 1917 bis 2005 dauerte die Durststrecke der Traditionsmannschaft aus Chicago und damit vorne und hinten jeweils noch ein Jahr länger als die der Beinahe-Namensvetter aus Boston. Sie endete in eindrucksvoller Manier im Jahr 2005, als der eisenharte Manager Ozzie Smith den Laden durch eine dominante Saison zu einem Record von und einer Postseason führte, an deren Ende der Titel stand.

Oakland Athletics: Mit dem Elefanten aus ihrem Logo haben die A's wenig gemeinsam. Oft in den Playoffs, immer ein Kandidat für den erweiterten Favoritenkreis. Viele bekannte Spieler waren bei den A's (Henderson, McGwire, Giambi) oder sind es gerade (Zito, Dye). Meister allerdings sind sie seit 1989 nicht mehr geworden und die letzte Finalteilnahme liegt genauso lang zurück: 1990 verlor man als Favorit gegen die Reds mit 0:4.

Detroit Tigers: Die Mannschaft des Jahres 2006. Im Finale wurden sie von den Cardinals gestoppt, aber was dieses nicht gerade erfolgsverwöhnte Team in den Wochen und Monaten zuvor auf die Beine gestellt hatte, bleibt dennoch beeindruckend: 10 zu 6 Siege, Playoff-Erfolge gegen und Yankees, viele individuelle Highlights aber vor allem eine tolle Teamleistung. Weiter so.

Baltimore Orioles: Traditionsteam und Heimat des o.a. Cal Ripken jr. Im .. findet die Saisoneröffnung mit dem First Pitch des Präsidenten statt. Darüber hinaus allerdings gibt es nichts zu berichten, denn seit inzwischen 25 Jahren dümpeln die Vögelchen in der AL west so vor sich hin...

Texas Rangers

Toronto Blue Jays: Das o.a. kanadische Team. 1992/93 Meister mit einer Mannschaft, die zwar nicht sehr beliebt war, aber extrem diszipliniert und mangels Schwächen schwer zu schlagen.

Minnesota Twins: Namensgeber waren die "Twin Cities" Minneapolis und St. Paul im Bundesstaat Minnesota. Waren auch schon zweimal Meister, als Kirby Puckett und all die anderen Stars noch da waren, '87 und '91. Seitdem weitgehend Funkstille, wenn nicht gerade ein Joe Mauer oder ein Torii Hunter mit individuellen Highlights für Aufsehen sorgen.

Kansas City Royals: Dieses Team hat in den farbenfrohen 70ern tatsächlich in babyblau gespielt! Seit vielen Jahren chronisch erfolglos, krebsen für gewöhnlich am Tabellenende rum und scheinen kein rechtes Konzept für eine Verbesserung zu haben.

Tampa Bay Devil Rays: Junges Team, bislang vollkomen frei von irgendwelchem Erfolg. Aber schickes Logo.

Atlanta Braves:

St. Louis Cardinals

New York Mets

Houston Astros

Philadelphia Phillies: Die 93er Phillies sind das möglicherweise coolste Team dieses coolen Sports. Letzter in 1992, keiner setzte einen Pfifferling auf sie, erreichte der Underdog die World Series. Curt Schilling war dabei, John Kruk, Lenny Dykstra, Darren Daulton, Jim Eisenreich, Terry Mulholland und viele mehr, die heute Legendenstatus genießen. Leider sind die Phillies auch (meistens) ein Haufen Chaoten, die zu wenig aus ihren Möglichkeiten machen, denn wenn ein Team 1993 die National League gewinnt, in jedem anderen Jahr in den 90ern aber eine negative Bilanz aufweist, dann kann irgendwas dort nicht mit rechten Dingen zugehen. Oder?

Cincinnati Reds

Los Angeles Dodgers

Chicago Cubs

Colorado Rockies

Arizona Diamondbacks: Den Diamondbacks ist folgender ausführlicher Artikel gewidmet:

Fantastische World Series enden spektakulär - Big Unit und Schilling unschlagbar

Erst im letzten Inning des letzten Spiels fiel die Entscheidung für die Arizona Diamondbacks

Die Heimteams gaben sich keine Blöße bei den 2001er World Series. Geradezu locker hatten Curt Schilling und Randy Johnson als Werfer die beiden ersten Spiele im Bank One Ballpark für die D-Backs gewonnen, unterstützt von einer starken Offense und von den Keulen der Yankees nie wirklich in Verlegenheit gebracht.
Spiel 3 im von den Terroranschlägen noch immer schwer gezeichneten New York war hart umkämpft aber endete schliesslich mit 2-1 für die Yankees. Von Offense weit und breit nichts zu sehen.
Auch Spiel 4 blieb lange Zeit knapp, doch im achten Inning erzielten die D-Backs eine 2-Punkte-Führung. Ihr Closer Byung-Hyun Kim brachte das achte Inning sauber zu Ende und machte im neunten zwei Aus mit lediglich einem Runner auf der Eins. Damit war die Sache so gut wie gegessen, aber eben nur so gut wie... Es folgte einer der Momente, die aus Baseball einen unvergleichlichen Sport machen. Martinez prügelte einen Homerun über den Zaun und erzwang damit Extra-Innings, und in diesem 10. Inning gelang Derek Jeter ein weiterer Homerun zum Sieg der Yankees. Sieben großartige Innings von Curt Schilling, der nach nur drei Tagen Pause wieder auf dem Mound stand - vergeblich, die Serie stand 2:2.

Die Zuschauer von Spiel 5 dürften am nächsten Abend ihren Augen nicht getraut haben. Wieder ging Arizona mit einer 2-Punkte-Führung ins neunte Inning, wieder Kim auf dem Mound, wieder zwei Aus, diesmal ein Läufer auf der zweiten Base. Smack - Homerun, Ausgleich, Extra-Innings, das Publikum jubelt. Es dauerte bis zum 12. Inning, bevor die D-Backs sich tatsächlich geschlagen geben mussten, aber letztendlich fliegen die Yankees mit einer 3:2 Führung und viel Selbstvertrauen zurück nach Phoenix.

Dort allerdings wartet "the big unit" Randy Johnson. Über zwei Meter groß, dürr, der Mann der tausende von Battern aus- und eine Taube totgemacht hat (das Video gibts bei youtube). Und die Diamondbacks siegen. Mit 15-2 (15-0 nach vier Innings) zerlegen sie den Gegner, knallen dem Pitching Staff der Yankees dabei 22 Hits ins Feld (Rekord). Randy Johnson braucht längst nicht alles zu geben und darf nach sieben Innings duschen, sein Kontrahent Andy Pettitte dürfte zu diesem Zeitpunkt seinen Frust schon in der nächsten Bar ertränkt haben, er musste bereits Anfang des dritten Innings raus. Es war ein Fest für jeden Yankees-Hasser und es bedeutete Spiel 7.

Schilling vs. Clemens, die beiden Starter waren sich bis zum siebten Inning praktisch ebenbürtig. Arizona kam zuerst aufs Scoreboard, ein Single und ein anschließendes Double besorgten die 1-0 Führung im sechsten, doch die Yankees glichen postwendend aus. Im siebten Inning unten verliess Clemens den Wurfhügel, der Bullpen übernahm. Ein Solo-Homerun zu Beginn des achten brachte die Yanks in Führung und veranlasste den Diamondbacks-Coach Bob Brenly auch seinen Pitcher zu wechseln. Johnson sollte den Rest übernehmen, und das gelang ihm eindrucksvoll. Das achte und die erste Hälfte des neunten Innings gingen ohne weitere Punkte zu Ende.

Mariano Rivera - Closer der Yankees, in den letzten 23 Save-Versuchen erfolgreich, seit 6 Innings keinen Gegenpunkt zugelassen, dreimaliger World Series Champion mit den Yankees, 1999 MVP der World Series, usw. - steht auf dem Mound. Das Spiel ist aus, so gut wie. Doch die D-Backs drehen den Spiess um. Unter gnadenloser Ausnutzung von Yankee-Fehlern, mit ein wenig Glück und viel Herz erzielen sie die zwei zum Sieg benötigten Runs, zwar nicht elegant, aber wer fragt hinterher danach? Schilling und Johnson brechen diverse Pitching-Rekorde und werden Co-MVPs. Eine Erlösung, nachdem die New Yorker dreimal in Folge gewonnen hatten und sowieso Rekordmeister sind (wer mag schon Rekordmeister?).

Florida Marlins

San Diego Padres

San Francisco Giants

Washington Nationals

Milwaukee Brewers

Pittsburgh Pirates

Liste der World Series Sieger seit 1976 (mehr? www.worldseries.com):
JahrTeamSieg Nr.JahrTeamSieg Nr.
1976Cincinnati Reds41992Toronto Blue Jays1
1977New York Yankees211993Toronto Blue Jays2
1978New York Yankees221994kein Meister wegen des Streiks
1979Pittsburgh Pirates51995Atlanta Braves1
1980Philadelphia Phillies11996New York Yankees23
1981Los Angeles Dodgers41997Florida Marlins1
1982St. Louis Cardinals91998New York Yankees24
1983Baltimore Orioles31999New York Yankees25
1984Detroit Tigers42000New York Yankees26
1985Kansas City Royals12001Arizona Diamondbacks1
1986New York Mets22002Anaheim Angels1
1987Minnesota Twins12003Florida Marlins2
1988Los Angeles Dodgers52004Boston Red Sox
1989Oakland Athletics42005Chicago White Sox
1990Cincinnati Reds52006St. Louis Cardinals10
1991Minnesota Twins22007

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